Die Schweiz steht im europäischen Vergleich in Bezug auf die Digitalisierung der Verwaltung nicht gut da. Gemäss dem eGovernment Benchmark 2022 liegt sie hinter Polen gerade mal auf Platz 28 von 35. In der öffentlichen Verwaltung werden Prozesse immer noch häufig «traditionell» abgewickelt. Online-Anwendungen, die Behördengänge für alle effizienter machen würden, sind nur rudimentär vorhanden. Das ist störend, denn durch den Abbau bürokratischer Hürden und die Digitalisierung der Verwaltung könnten effiziente Prozess gefördert und knappe Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden.
Auch das Schweizer Gesundheitswesen ist im Bezug auf die Digitalisierung noch nicht ganz im 21. Jahrhundert angekommen. Gerade hier wäre aber das Potenzial gross. Im Spital kann die Digitalisierung dazu beitragen, medizinische Fachpersonen von administrativen Arbeiten zu entlasten. Heute geht zu viel Zeit für Bürokratie verloren. Mit einer sinnvollen digitalen Unterstützung könnten Pflegende und Ärztinnen und Ärzte wieder mehr Zeit bei den Patientinnen und Patienten verbringen. Die längst fällige flächendeckende Einführung des elektronischen Patientendossiers (EPD) und die damit verbundene, vollständige Verfügbarkeit von Daten bei Behandlung könnte Doppelspurigkeiten verhindern und die Behandlungsqualität verbessern. Damit würde das EPD einen wichtigen Beitrag zur Dämpfung der Gesundheitskosten leisten. Gleichzeitig könnte eine bessere anonymisierte Verfügbarkeit von Daten einen wichtigen Beitrag für die Forschung leisten und damit den Innovationsstandort Schweiz stärken.
Das Ziel der Digitalisierung ist klar, die Umsetzung muss nun Realität werden. Neben der Verbreitung des EPD braucht es weitere Massnahmen, die Medienbrüche verhindern, wie zum Beispiel die flächendeckende Einführung des elektronischen Rezepts. Bisher kennt die Schweiz weder eine gesetzliche Verpflichtung noch Anreize für den Gebrauch von E-Rezepten. Dies ändert sich bald: Ende Mai hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat meiner Motion Einführung eines E-Rezepts zugestimmt. Darin habe ich gefordert, dass Rezepte grundsätzlich digital ausgestellt werden.
Das digitale Rezept weist verschiedene Vorteile auf. Mit hohen Anforderungen an Datensicherheit und Authentifikation der Leistungserbringer und Patientinnen und Patienten können Rezeptfälschungen und nicht erlaubte Mehrfacheinlösungen ausgeschlossen werden. Die erleichterte Lesbarkeit vermindert zudem das Risiko von Fehlmedikationen.
Von einem effizienten, digitalen Gesundheitssystem profitieren am Ende alle: die Patientinnen und Patienten, das Gesundheitspersonal und nicht zuletzt auch die ganze Wirtschaft
Regine Sauter, Nationalrätin ZH