Ja zur Wiedergutmachung – aus liberaler Überzeugung

 

von Joachim Eder, Ständerat ZG

20160824

 

Liberalismus bedeutet, dass unsere Einwohnerinnen und Einwohner in ihrer Freiheit geschützt werden und in Würde leben können. Zu Freiheit und Würde gehört auch die körperliche Unversehrtheit. Bei den Opfern von fürsorgerischen Zwangsmassnahmen und Fremdplatzierungen wurde diese teilweise massiv und über Jahre hinweg verletzt. Nennen wir es beim Namen: es geht um schwerste Misshandlungen und um sexuellen Missbrauch von Verding-Heimkindern, es geht um Zwangssterilisierungen und Kastrationen, um Medikamentenversuche. Diese Fälle sind alle dokumentiert und historisch unbestritten.

 

 

 

Der Ständerat hat in der Herbstsession die Gelegenheit, bei der Diskussion um die Wiedergutmachungsinitiative und den Gegenvorschlag des Bundesrates einen politischen Schlusspunkt hinter dieses trübe Kapitel der Schweizer Geschichte zu setzen.

Gerade wir Liberalen tun gut daran, dem begangenen Unrecht zu begegnen und den Opfern so Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dazu gehört nicht nur die wissenschaftliche Aufarbeitung, sondern auch die Solidaritätsbeiträge, die nur die Schwerstbetroffenen erhalten. Es ist also kein Giesskannenprinzip!

 

Nationalrat, Finanzkommission und Rechtskommission des Ständerates befürworten den Gegenvorschlag des Bundesrates. Für die Opfer, von denen heute die meisten alt und gebrechlich und bei schlechter Gesundheit sind, sollen 300 Millionen Franken bereitgestellt werden. Stimmt der Ständerat zu, ist ein Rückzug der Initiative wahrscheinlich. Als Gründungsmitglied des Initiativkomitees werde ich mich dafür einsetzen.