Ein risikofreies Energierezept!

 

geschrieben von Philipp Müller, Nationalrat AG

Die Ereignisse in Japan richten unser Augenmerk ganz besonders auf den Umgang mit Energie im Allgemeinen und die verfahrene Situation im Bereich der zukünftigen Energieversorgung der Schweiz im Speziellen. Einig ist man sich lediglich darüber, dass wir einer Energieknappheit entgegen gehen. Mit der Einigkeit hat es ein rasches Ende, wenn es darum geht, wie wir uns darauf vorbereiten wollen. Der Rezepte sind viele, der Lösungen wenige. Man spricht von der 2’000-Watt-Gesellschaft und erneuerbaren Energien auf der einen, von Kombigaskraftwerken und KKWs auf der anderen Seite. Die 2’000-Watt-Protagonisten wollen weniger Energie verbrauchen, übersehen aber, dass die schweizerische Wohnbevölkerung und damit der Strombedarf in raschem Tempo wachsen. Wachstum sichert Wohlstand, genügend Energie ist die Grundlage dazu, tönt es wiederum zurück. Gräben tun sich auf, die Szenarien aus alten Anti-KKW-Zeiten werden wieder präsent. Eine Lösung ist nicht in Sicht.

 

 

 

 

Grosses Potential bei der Gebäudesanierung

 

Fangen wir also mit Massnahmen an, bei denen es politische Mehrheiten gibt. Beginnen wir mit der Sanierung von Gebäuden. Dabei geht es zwar vor allem um Raumwärme, aber auch zur Erzeugung von Wärme ist letztlich Energie erforderlich. Gesparte Heizenergie kann naturgemäss nicht elektrische Energie ersetzen. Es geht hier jedoch um das Aufzeigen der Dimensionen. Es geht darum, dass wir im Umgang mit Energie lernen müssen, auf Effizienz zu achten. Und das wird deutlich am Beispiel einiger Zahlen im Bereich der Heizenergie. Sie zeigen, welch immenses Sparpotential hier brach liegt.

 

Im Jahr 2009 betrug der absolute Raumwärmebedarf der Haushalte 173 Petajoule. Der Anteil am gesamten Energieverbrauch der Schweiz (ohne Mobilität) lag damit bei über 30 Prozent. Nahezu einen Drittel der gesamten in der Schweiz verbrauchten Energie, die nicht für die Mobilität verbraucht wird, verheizen wir also in Gebäuden. Natürlich gilt es zu berücksichtigen, dass der Raumwärmeverbrauch – je nach klimatischen Bedingungen – von Jahr zu Jahr unterschiedlich sein kann.

 

Um das Ausmass aufzuzeigen, lohnt es sich, den Energieverbrauch für die Beheizung aller Gebäude in der Schweiz mit der Energieproduktion sämtlicher KKW’s in der Schweiz zu vergleichen. Im Jahr 2009 haben diese 26‘119 Gigawatt an elektrischer Energie produziert. Dies entspricht rein rechnerisch 94 Petajoule.

 

Wären wir also in der Lage, den Bedarf an Raumwärme zu halbieren, hätten wir ebenso viel Energie eingespart, wie sämtliche Schweizer KKW’s produzieren.

 

Ist das nun aber realistisch? Schauen wir uns an, welches Sanierungspotential sich bei den Altwohnungen ergibt. Allein zwischen 1990 und 2000 ist der Anteil von alten, renovierungsbedürftigen Wohnungen von einer Million auf 1,5 Millionen angestiegen. Dies bei einem Gesamtbestand von rund 3,6 Millionen Wohneinheiten. Über 80 Prozent aller Gebäude in der Schweiz sind reine Wohngebäude. Die Überalterung des Gebäudeparks schreitet stetig voran, so dass heute gegen die Hälfte aller Wohneinheiten in der Schweiz zumindest eine energetische Sanierung nötig hätte.

 

Diese Vergleiche zeigen uns beispielhaft, welch enormes Energiesparpotential noch vorhanden ist. Packen wir’s an - es wäre grobfahrlässig, derartige Sparpotentiale nicht zu nutzen. Und es ist garantiert risikofrei!