Wissenschaftliches Potenzial für Krisenzeiten nutzen

Serie: FDP-Fraktionsvorstösse zu Corona

Die Covid 19-Krise hat gezeigt, dass wir nicht nur funktionierende Notorganisationen brauchen, sondern gerade auch in ausserordentlichen Lagen auf wissenschaftliche Erkenntnisse und die schnelle Aktivierbarkeit unserer Forschungsressourcen angewiesen sind. Die Schaffung eines wissenschaftlichen Netzwerks könnte Wissen und Know-how bündeln und als Entscheidungsgrundlagen für die Behörden zur Verfügung stellen.
 

Die Corona-Krise wirft viele gesundheitsrelevante Fragen auf, gefolgt von Herausforderungen im wirtschaftlichen und sozialen Bereich. Generell macht uns diese Krise bewusst, dass wir einerseits funktionierende Notorganisationen brauchen und haben, andererseits auf wissenschaftliche Erkenntnisse angewiesen sind. Hier geht es um viel mehr als um Epidemiologie, nämlich um Erkenntnisse für ausserordentlichen Lagen in Gesellschaft, Wirtschaft und Staat. Das in der Schweiz hohe Forschungsniveau mit vielen hervorragenden Institutionen hat das Potenzial, einen wichtigen Beitrag zu leisten – beyond Corona.

Interdisziplinäre Task Force

Um dieses Potenzial zu nutzen, hat der Bundesrat Ende März 2020 ein wissenschaftliches Beratungsgremium (Task Force) eingesetzt, in welchem die ganze Hochschullandschaft mit Forscherinnen und Forschern vertreten ist. Dieses hat in der Folge den Bundesrat beraten, primär in gesundheitsrelevanten Fragen. Ein solches Gremium darf und soll aber nicht erst nach Ausbruch von Krisen oder Wochen nach Eintritt ausserordentlicher Lagen ad hoc gebildet werden. Vielmehr soll ein wissenschaftliches Netzwerk oder Kompetenzzentrum schon präventiv bereitstehen, um im Bedarfsfall sofort aktiviert werden zu können. 

Je länger eine Krise dauert, desto mehr kommen wirtschaftliche und soziale Frage- und Problemstellungen auf. Es sind Herausforderungen, bei welchen wir auf gesicherte Erkenntnisse, Grundlagenforschung, praxisorientierte Forschung und das Zusammenwirken von Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft angewiesen sind. Die wissenschaftlichen Fragestellungen gehen also weit über Fragen der Epidemiologie und Gesundheit hinaus. Der Bedarf an wissenschaftlich fundiertem Know-how wurde nun durch ein Virus und die damit verbundene Krise ausgelöst. Auslöser können aber auch Naturereignisse, Kriege oder andere Katastrophen sein. 

Potenzial des Forschungsstandorts nutzen

Daher muss es ein interdisziplinäres Netzwerk sein. Um zudem das Potenzial unserer starken Forschungslandschaft voll auszunutzen, sollte dieses in seiner ganzen Breite eingebunden werden. Es geht schliesslich um viel mehr als Gesundheitsfragen, nämlich um wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse und Entscheidungsgrundlagen im Bereich Gesellschaft, Wirtschaft und Staat, welche alle durch ausserordentliche Lagen gefordert sind.

Vorstellbar ist ein Grundauftrag des Staates oder einer im Zusammenwirken mit Privaten (Public Private Partnership), präventiv Erkenntnisse für verschiedene ausserordentliche Lagen bereitzustellen sowie ein erweiterter Auftrag, um je nach aktuellem Bedarf das nötige Know-how schnell und nach jeweiliger Situation schwerpunktmässig anzubieten.

Matthias Michel