Schweizer Finanzplatz – Rückbesinnung auf Schweizer Werte

 

geschrieben von Ruedi Noser, Nationalrat ZH

Die Welt führt einen Wirtschaftskrieg gegen die Schweiz. Wenn wir diesen überleben wollen, müssen wir den Mut haben, in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten wieder eine Schweizer Kultur einzufordern. Eine Kultur, die auf Werten wie Zurückhaltung, Bescheidenheit, Vertrauen und Leistung beruht.

 

 

 

Die EU verlangt, dass wir die Unternehmenssteuer erhöhen. Italien hält sich in keiner Weise an die Bilateralen Verträge. England schwärzt uns in allen internationalen Gremien wegen Steuerhinterziehung, Geldwäscherei, Despoten- und Korruptionsgelder an. Die USA wiederum fordern erneut Bankkundendaten von Schweizer Banken. Wenn die internationalen Kontrollgremien der OECD und der G20 die USA oder England nur so genau unter die Lupe nehmen würden, die Liste der Verstösse wäre seitenlang. Aber bei der Anwendung der internationalen Abkommen geht es auch nicht um Gleichberechtigung und Rechtsgleichheit, sondern vielmehr um die Durchsetzung von Macht und die Steigerung von Marktanteilen.

 

Wir brauchen optimale Rahmenbedingungen und ein Umdenken

 

Was braucht es also, damit wir in der Schweiz weiterhin einen erfolgreichen Finanzplatz haben können? Sicher müssen wir die Rahmenbedingungen so ausgestalten, dass man in der Schweiz sämtliche Finanzprodukte anbieten kann. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Es darf nicht sein, dass wir den Bankkunden in der Schweiz Produkte anbieten, bei denen wir nicht wissen, ob sich nicht doch irgendwelche Ramschpapiere oder sogar ein Schneeballsystem à la Madoff dahinter verbirgt. Aber vor allem braucht es eine Chefetage, die bereit ist, wieder eine Schweizer Bankenkultur zu etablieren und nicht einfach jeden Blödsinn von New York übernimmt. Dazu braucht es einen Generationenwechsel an der Führungsspitze, da dort noch immer zu viele dem „american way of life“ nacheifern. Wir müssen uns wieder auf die Schweizer Werte konzentrieren und unsere Bankenkultur entschlossen in die Welt tragen. Der Finanzplatz ist zu wichtig für die Schweiz, um im Wirtschaftskrieg einfach geopfert zu werden.

 

Weiter muss sich der Finanzplatz ganz allgemein wieder besser mit dem Werkplatz, dem Denkplatz und der Politik in der Schweiz vernetzen. Zu unserer Kultur gehört, dass wir eng miteinander verbunden sind und uns gegenseitig respektieren und zuhören. Zugunsten der Internationalisierung haben wir viele unserer Schweizer Werte preisgegeben und im Gegenzug oftmals nicht viel mehr als überrissen hohe Saläre dafür erhalten. Wenn wir als Schweiz den Wirtschaftskrieg überleben wollen, müssen wir den Mut haben, in den Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten wieder eine Schweizer Kultur einzufordern. Eine Kultur, die auf Werten wie Zurückhaltung, Bescheidenheit, Vertrauen und Leistung beruht. Dann wird man auch nicht erpressbar.