Im Unterschied zu normalen Umfragen handelt es sich nicht um eine zufällig gezogene Stichprobe, sondern um eine Vollbefragung. Also hatten nicht wie bei anderen Abstimmungsumfragen nur zufällig ausgewählte Personen die Möglichkeit zur Teilnahme, sondern ähnlich einer Volksabstimmung die Gesamtheit aller Mitglieder. Im Prinzip stellt sich damit die Frage der Repräsentativität nicht. Wichtig ist, dass alle die Möglichkeit hatten teilzunehmen. Beim Tierseuchengesetz haben sich lediglich 27 Prozent der Bevölkerung an der Urne geäussert. Viele Wahlen, vor allem auf kommunaler Ebene, klagen über noch tiefere Beteiligungsraten. Und doch ist das Ergebnis eben gültig und verbindlich.
Keine Verzerrungen
Und trotzdem ist es wichtig für den weiteren Prozess, dass wir uns der Beteiligung widmen. Auf den ersten Blick mag die Beteiligung von 12 Prozent nach wenig erscheinen. Doch in Anbetracht dessen, dass mindestens 15 Minuten investiert werden mussten und die Fragestellung durchaus komplex war, ist eine Beteiligung von über 14'000 Parteimitgliedern ein beachtlicher Erfolg. Über 8'000 Mitglieder haben sich zudem noch mehr Zeit genommen, um Detailfragen in einzelnen Kernbereichen der Umwelt- und Klimapolitik zu beantworten.
Aus früheren nicht thematisch gebundenen Umfragen bei unseren Mitgliedern sind wir in der Lage, die Teilnehmer der Umweltumfrage auf die Repräsentativität zu überprüfen. Der Vergleich dieser Daten zeigt kaum wesentliche Unterschiede. Wir stellen beim Geschlecht (leicht weiblicher), Einkommen (leicht höheres Einkommen) und der Schulbildung (leicht schlechter gebildet) zwar leichte Unterschiede fest, diese sind jedoch zu gering, um die Umfrageresultate wesentlich zu verzerren. Grössere Unterschiede, die auch effektiven Einfluss auf die Resultate gehabt haben könnten, ergeben sich beim Alter (älter) sowie der Sprache (mehr Deutschschweizer). Diese beiden Ausprägungen wirken jedoch grundsätzlich in Richtung weniger Interventionen. Also bspw. je älter ein Mitglied ist, desto weniger Engagement verlangt er in der Umweltpolitik. Eine überdurchschnittliche Mobilisierung in den Städten hätte ebenfalls das Potential gehabt, die Umfrage wesentlich in Richtung mehr Engagement zu verändern. Das ist aber ebenfalls nicht passiert. Das Verhältnis zwischen Stadt, Land und Agglo ist bei der Klimaumfrage im Vergleich zu früheren Umfragen etwa gleich, tendenziell haben sogar weniger Städter mitgemacht.
Basis ist sich weitgehend einig
Diese soziodemographische Auswertung der Daten entkräftet den Verdacht einer verzerrten Stichprobe bei der Umweltbefragung deutlich. Viel mehr zeigt sich, dass die ganze FDP-Basis das Thema ernst nimmt und sich weitgehend einig ist. Man wünscht sich grundsätzlich und unabhängig von Siedlungsart, Geschlecht und Alter mehr Engagement der Partei im Umweltbereich. Primär stehen dabei Massnahmen auf der freiwilligen und selbstdisziplinierenden Ebene im Zentrum. Greifen diese zu wenig, sind unsere Mitglieder bereit, zur Zielerreichung des Klimaabkommens von Paris stringentere Massnahmen wie Lenkungsabgaben mitzutragen. Diese Umfrageauswertung wird nun im weiteren Prozess in ein Positionspapier einfliessen, dass an der Delegiertenversammlung vom 22. Juni verabschiedet wird.