Frau Benninger Brun, wieso sind Sie in die Politik eingestiegen?
Weil ich mitgestalten möchte. Politik setzt die Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft. Hierbei möchte ich nicht nur mitreden, sondern auch Verantwortung übernehmen.
Sie kandidieren für das Gemeinderatspräsidium. Was reizt Sie daran?
Ich führe gern. Führung verstehe ich aber nicht als hierarchisches System. Als Gemeindepräsidentin sehe ich mich vielmehr als zentrale Ansprechperson für die Hünenberger Bevölkerung. Ein grosser Teil dieser Arbeit besteht aus Zuhören und mit anderen nach Lösungen suchen. Aus unterschiedlichen Interessen und Ansichten müssen mehrheitstaugliche Kompromisse werden. Daneben geht es auch darum, die Gemeinde nach aussen zu vertreten und zu kommunizieren. All das liegt mir und ich konnte während der vergangenen zehn Jahre als Schulleiterin die dafür notwendigen Kompetenzen erwerben.
Immer mehr Gemeinden haben heute Mühe, Leute wie Sie zu finden, die sich für die Gemeinschaft einsetzen möchten. Wie sieht es in Hünenberg aus?
Die heutige Zeit fordert viel von den Menschen. Die Ansprüche im Beruf und in der Schule sind gestiegen und die Welt verändert sich schnell. Auch der Familienalltag ist durchgetaktet mit Freizeitterminen. So bleibt neben Familie und Beruf oft nur wenig Zeit für einen Einsatz in der Gemeinschaft. Wir haben in Hünenberg aber das Glück viele Vereine zu haben, in denen sich die Leute engagieren und die Gemeinschaft pflegen. Das liegt daran, dass wir eine Familien- und keine Schlafgemeinde sind. Dadurch ist unser Dorfleben sehr aktiv.
Wie lassen sich Beruf, Familie und politische Ämter miteinander vereinbaren? Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Ich habe in dieser Hinsicht einen jahrelangen Lernprozess durchlaufen: Seit der Geburt unseres ersten Kindes teilen sich mein Mann und ich die Betreuungs- und Hausarbeit je zur Hälfte. Dieses Lebensmodell hat mir ermöglicht, viel Zeit mit den eigenen Kindern zu verbringen, mich gleichzeitig beruflich weiter zu entwickeln und in einem Führungsjob zu arbeiten. In der Politik jedoch kann ich mich erst engagieren, seit unsere Kinder etwas grösser und selbständiger sind.
Als Aussenseiterin versuche ich momentan möglichst viele Leute zu treffen, um mich persönlich vorzustellen. Ich treffe auf reges Interesse und erhalte sehr viele positive Rückmeldungen.
Zudem versuche ich, die Dinge pragmatisch, fokussiert und humorvoll anzugehen. Es ist unmöglich, gleichzeitig die perfekte Berufs- und Hausfrau zu sein. Ich muss Wichtiges von Unwichtigem trennen und meine Zeit und Energie gut einteilen. Ich mute meiner Familie und meinen Mitarbeitenden zu, dass ich nicht permanent verfügbar bin. Zentral sind schliesslich auch der Austausch und die Unterstützung von Partner und Umfeld sowie flexible Arbeitszeiten.
Mit welchen Kernthemen sind Sie in den Wahlkampf gestiegen? Welche Rückmeldungen erhalten Sie von Leuten auf der Strasse?
Unser Wahlkampfmotto lautet: Hünenberg im Fokus. Das bezieht sich auf allgemeine Themen wie Raumplanung und Mobilität, Bildung und Arbeit sowie Finanzen und Steuern, welche auch die Hünenberger Bevölkerung beschäftigen. Ein zentrales Anliegen ist mir zudem der Brückenschlag zwischen dem historischen Zentrum der Gemeinde, das wir «Dorf» nennen und der Boomregion «See» sowie der Einbezug des weitläufigen, aber bevölkerungsarmen «Mattengebietes». Ich habe einen Bezug zu allen drei Gebieten.
Als Aussenseiterin versuche ich momentan möglichst viele Leute zu treffen, um mich persönlich vorzustellen. Ich treffe auf ein reges Interesse und erhalte sehr viele positive Rückmeldungen, die mich in meiner Kandidatur bestärken. Ich glaube, die Leute schätzen es, wenn unverbrauchte Kräfte frischen Wind in einen Gemeinderat bringen.
Hünenberg denkt innovativ und fortschrittlich - gleichzeitig wollen wir unseren dörflichen Charakter bewahren.
Was sind die Herausforderungen in Hünenberg?
Wir haben im Kanton Zug prozentual am meisten Kinder pro Einwohner. Das verursacht hohe Personal- und Unterhaltskosten im Schulbereich. Andere Zuger Gemeinden in vergleichbarer Grösse führen bis zu 10 Klassen weniger als Hünenberg. Andererseits hat unser Industrie- und Gewerbegebiet Bösch Entwicklungspotenzial. Indem wir dieses Potenzial heben, schaffen wir Arbeitsplätze und erhöhen den Anteil juristischer Personen an den Steuereinnahmen, die wir für gemeindliche Aufgaben benötigen. Zudem stehen grössere Bauprojekte an. Die Hünenberger Bevölkerung denkt innovativ und fortschrittlich. Gleichzeitig liegt ihr aber daran, einen dörflichen Charakter zu bewahren. Diesem Bedürfnis will ich Rechnung tragen. Wir müssen bei den anstehenden Bauprojekten darauf achten, dass wir unsere Finanzstrategie einhalten und die Überbauungen so gestalten, dass der Charakter unserer schönen Landschaft erhalten bleibt.
Wie soll Hünenberg mit Ihnen als Gemeindepräsidentin aussehen?
Wenn ich mit meinem E-Bike über den Hubel ins Dorf zur Arbeit und später wieder nach Hause fahre, staune ich immer wieder über die Schönheit unserer Gemeinde. Wir verfügen über eine enorme Wohn- und Lebensqualität. Diese gilt es durch eine intelligente Nutzung des Bodens zu erhalten. Ich bin überzeugt, dass uns das gelingt, wenn die Bevölkerung nicht nur abstimmen, sondern auch mitdenken und mitreden darf. Als Gemeindepräsidentin werde ich mich genau dafür einsetzen. Dem Gewerbe, den Vereinen, der Schule und den Menschen möchte ich Hand bieten, dass sie ihre Ideen für ein lebenswertes und lebendiges Hünenberg einbringen und umsetzen können. So dass wir in zehn Jahren voller Stolz sagen können: Hünenberg ist unser absoluter Lieblingsplatz auf dieser Welt!