Dem fatalen Goldrausch von Midas sind auch die Initianten der Goldinitiative erlegen. Sie wollen die Schweizer Nationalbank (SNB) mit einem Goldfluch belegen, der niemandem nützt, aber der die SNB in goldene Fesseln legt und damit unserem Land schwer schadet.
Die Goldinitiative will nämlich die Handlungsfähigkeit der SNB mit drei Forderungen einschränken. Sie verlangt (a), dass die Goldreserven der SNB ausschliesslich in der Schweiz gelagert werden, (b) dass die SNB in ihrer Bilanz jederzeit mindestens 20% Goldreserven hält und (c) dass die SNB nie mehr Goldreserven verkaufen darf. Diese Forderungen greifen die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der Schweizer Nationalbank frontal an. Dabei gefährden sie unsere Währungsstabilität massiv und vernichten ein System, dass über Jahre hinweg zu weltweitem Erfolg verhalf. Doch der Reihe nach:
Die erste Forderung, alle Goldreserven in der Schweiz zu bunkern, geht schon zu weit. Unsere Nationalbank besitzt aktuell ca. 10 % ihrer Aktiven in Gold. Sie leisten zwar eine sinnvolle Krisenvorsorge. Doch diese verlangt auch, dass die Goldreserven nicht alle am gleichen Ort gelagert werden. Heute liegt ein (kleiner) Teil des SNB-Goldes in England und Kanada. Nur so ist sichergestellt, dass auch im Krisenfall Gold sofort zur Zahlung genutzt werden kann. Die Forderung, Goldreserven der SNB ausschliesslich in der Schweiz zu lagern, ist also unvorsichtig, da sie die SNB in der Krise unnötig einschränkt.
Die zweite Forderung nach einer Mindestquote von 20 % Goldanteil ist noch schädlicher. Sie schafft ein teures Klumpenrisiko und schränkt die Handlungsfähigkeit der SNB stark ein. Seit den 70er Jahren existiert kein Goldstandard mehr. Der Goldpreis kann also frei schwanken, und er tut es auch erheblich. Dass birgt Ausfallrisiken in Milliardenhöhe. In den vergangenen Jahren machte die SNB bereits 15 Milliarden Franken Verlust – Grund dafür war der sinkende Goldpreis. Mit der Goldinitiative verstärkt sich das Risiko naturgemäss wesentlich, denn je mehr Goldreserven die SNB besitzt, desto höher werden ihre Ausfallrisiken. Doch es kommt noch schlimmer: Fällt der Goldpreis zusammen, ist die Nationalbank verpflichtet noch mehr Gold anzukaufen um den Mindestanteil von 20% an den Aktien zu sichern. Der Nutzen der Forderung ist hingegen nicht ersichtlich.
Die dritte Forderung nach dem Verkaufsverbot schliesslich ist absolut unsinnig. Was nützt ein (teurer) Brandlöscher, der nie eingesetzt werden darf? Solche „Reserven" kann man gleich auf null abschreiben. Schneller kann man Werte gar nicht vernichten. In Kombination mit der Mindestquote von 20% ist die Forderung sogar fatal. Denn wächst die Bilanz der SNB, muss sie Gold kaufen (siehe oben). Reduziert sich die Bilanz, kann sie es aber nicht verkaufen. Bei jedem Wellengang in der Bilanz kann der Pegel kann also nur steigen, nie fallen. Damit hat die SNB irgendwann 100% unverkäufliches Gold in ihrer Bilanz und wird in Gold erstarren wie einst König Midas.
Die Nationalbank braucht keine solchen goldenen Fesseln, sondern im Gegenteil Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit. Nur so kann sie ihren grundsätzlichen Auftrag ausführen: die Preise stabil zu halten und dabei gute Rahmenbedingungen für unsere Wirtschaft zu schaffen.
Die Initiative setzt die Unabhängigkeit und Handlungsfähigkeit der SNB aufs Spiel und verunmöglicht ihr damit die Erfüllung ihres Auftrages. Die wirtschaftlichen Risiken sind enorm. Hüten wir uns vor dem Rausch des König Midas, der an seinem Gold fast erstickt wäre. Die Schweiz hat heute eine starke, verlässliche und unabhängige Nationalbank. Das soll so bleiben. Deshalb: Nein zur Goldinitiative am 30. November.