In diesen Tagen werde ich oft gefragt, ob ich am Frauenstreik mitmachen werde und wo die Politik Handlungsbedarf hat. Auch ich wünsche mir mehr Frauen in Politik und Wirtschaft, aber den Streik halte ich für ein veraltetes Mittel. Es ist falsch, Frauen gegen Männer auszuspielen und mit Kampfrhetorik zu streiken. Vielmehr müssen Frauen und Männer sich auf Augenhöhe begegnen. Weder das eine, noch das andere Geschlecht soll diskriminiert oder bevorteilt werden. Entsprechend haben die FDP Frauen am 3. Juni eine Kampagne lanciert. Sie will das Bewusstsein in der Bevölkerung schärfen, dass Gleichstellung mit gleichen Bildern und Begrifflichkeiten im Kopf beginnt.
Gemischte Teams funktionieren besser
Es ist für mich klar, dass wir mehr Frauen in der Politik brauchen, und zwar auf allen Stufen der politischen Schweiz. Denn gemischte Teams funktionieren schlicht besser. Darum arbeiten wir in der FDP hart und kontinuierlich daran, den Frauen mehr Kandidaturen und Mandate zu ermöglichen. Das funktioniert, haben wir doch auf den FDP-Listen für den Nationalrat einen Frauenanteil von 45 Prozent. Für den Ständerat treten starke Persönlichkeiten wie Christa Markwalder, Daniela Schneeberger und Johanna Gapany an. Und die FDP hat als einzige Partei, die Regierungsverantwortung trägt, eine Frau als Präsidentin.
Solche Kandidaturen, und natürlich auch unsere Bundesrätin Karin Keller-Sutter, sind tolle Vorbilder für andere Frauen und sie wirken besser als Quoten oder Streiks. Gleichzeitig braucht es aber auch das Engagement von jedem und jeder von uns. Wir alle müssen Frauen unterstützen und motivieren, die in die Politik einsteigen wollen. Und wir müssen sie am 20. Oktober dann auch wählen. Ich telefoniere oft mit talentierten Frauen. Dabei wird mir aber immer wieder vor Augen geführt, wie schwierig es ist, die Familie, Beruf und Politik unter einen Hut zu bringen.
Vereinbarkeit von Familie und Beruf endlich wirksam verbessern
Es braucht darum wirksame Mittel, damit Paare die Familie besser mit dem Berufsleben vereinen können. Zu viele Frauen müssen sich heute noch zwischen Karriere und Kind entscheiden oder können nicht so viel arbeiten, wie sie eigentlich gern würden. Das schadet auch der Wirtschaft, die auf die besten Arbeitskräfte angewiesen ist. Besserung erreichen wir aber nicht mit Symbolpolitik, sondern mit wirksamen Massnahmen. Eine liberale Familienpolitik ist so aufgebaut, dass die Familien ihr Lebensmodell frei wählen können, dass keine alten Rollenmodelle zementiert werden und dass die Staatskasse nicht übermässig belastet wird.
Hier denke ich etwa an kostendeckende Steuerabzüge für externe Kinderbetreuung, damit die Anreize für eine Erwerbstätigkeit steigen. Oder an flexiblere Arbeitszeiten für das Home Office, denn das starre Arbeitsgesetz stammt noch aus dem industriellen Zeitalter. Eine dritte wichtige Massnahme ist die Beseitigung der hohen Progression bei Doppelverdiener-Ehepaaren dank einer Individualbesteuerung. Interessanterweise sind es aber gerade linke Kreise, welche solche Massnahmen verhindern. Sie konzentrieren sich scheinbar lieber auf die Symbolpolitik. Ob uns das wohl weiterbringt…?