Als Moderator gefragt, zum Pflegefachmann berufen

Ein Porträt zum Tag der Pflege

Als 16-Jähriger erreichte Sabir Semsi mit dem von ihm lancierten Projekt «Radio Sek Romanshorn 3» überregionalen Bekanntheitsgrad. Obwohl auch heute noch an verschiedenen Anlässen als Moderator im Einsatz, hat der Romanshorner beruflich einen anderen Weg gewählt. Als diplomierter Pflegefachmann HF betreut der 23-Jährige im Spital Münsterlingen auch schwer erkrankte Corona-Patienten. 
 

Sein Interesse an den Menschen, sein Tatendrang, sein gewinnendes Auftreten und seine Kommunikationsfähigkeit zeichneten Sabir Semsi schon immer aus. Mit seinem Projekt «Radio Sek Romanshorn 3» überzeugte er den Schulleiter, beschäftigte 35 Schülerinnen und Schüler und wurde überregional bekannt. Sogar die damals amtierende Miss Schweiz Dominique Rinderknecht konnte der 16-Jährige für einen Liveauftritt gewinnen. 

Den Traumberuf ergriffen

In seiner Freizeit steht Sabir Semsi gerne als Moderator im Einsatz und schreibt Kolumnen. Doch nie hat er bereut, sich beruflich für einen anderen Weg entschieden zu haben. «Für mich war lange vor der dritten Oberstufe klar, dass ich «Fachmann Gesundheit» werden wollte. Aus Liebe zum Menschen», betont er. Ganz bewusst habe er den Ausbildungsplatz bei der Spitex in Romanshorn angenommen. «Ich wollte Menschen aus meiner Nähe betreuen und Verantwortung übernehmen.» Angetan von seinem Beruf absolvierte er im Anschluss an seine dreijährige Berufslehre die höhere Ausbildung zum Pflegefachmann HF. Sein Diplom erhielt er freitags, seine Stelle am Spital Münsterlingen trat er am folgenden Montag an. «Ich wollte nach der Theorie schnellstmöglich praktisch arbeiten», erinnert er sich. 

An schwierigen Aufgaben wachsen

Nicht zu wissen, was noch folge, aber auch die Gewissheit, dass die von ihm betreuten Corona-Patienten in einer sehr schwierigen Situation sind und in dieser für sie sehr belastenden Zeit keinerlei persönliche Kontakte pflegen können, sei auch für das Spitalpersonal keine einfache Situation. «Aber ich sehe es auch als Chance, um weiter zu wachsen», so der Romanshorner. Er spüre sehr viel Dankbarkeit und es gebe Glücksmomente. «Als ich kürzlich einem zuvor schwer erkrankten Corona-Patienten im Abschlussgespräch die Richtlinien für die Heimisolation erklären durfte, empfand ich eine riesige Genugtuung.» Sein Fachwissen und seine Empathie für die Menschen helfen ihm. Aber auch seine Kommunikationsfähigkeit und sein gewinnendes Lachen, welche auch in seinem Hobby als Moderator wichtig sind, sind derzeit sehr wertvoll. Denn die an Covid-19 erkrankten Patientinnen und Patienten bekommen ausschliesslich Pflegende in voller Schutzmontur zu Gesicht. «Emotionen können wir nur mit unserer Stimme von uns geben.» 

Wir müssen unbedingt dafür sorgen, dass wir auch künftig genügend Personal in den Pflegeberufen haben.
Sabir Semsi

Fasziniert von der Politik

Freiheit, Gemeinsinn und Fortschritt sind ihm wichtig. «Es ist für mich manchmal schockierend, wie wenig sich die Leute für die Dorfpolitik interessieren und wie fahrlässig mit demokratischen Rechten umgegangen wird.» Obwohl Sabir Semsi aufgrund der aktuellen Lage kaum Zeit für seinen Wahlkampf hatte, schaffte der 23-Jährige bei den Kantonsratswahlen 2020 bereits ein beachtliches Resultat. Weitere Aktivitäten in der Politik schliesst der Thurgauer nicht aus. «Wenn es mein Beruf zulässt, werde ich sicher öffentliche Aufgaben übernehmen.» Vorerst hofft das Vorstandsmitglied der FDP Romanshorn, dass die aktuelle Krise rasch und gut gemeistert werden kann und dass dem Gesundheitswesen in der Schweiz die nötige Beachtung geschenkt wird. «Wir dürfen es nicht so weit wie andere Länder kommen lassen und müssen unbedingt dafür sorgen, dass wir auch künftig genügend Personal in den Pflegeberufen haben.» 


Die FDP setzt sich für eine Aufwertung des Pflegeberufs ein. Wir unterstützten 2016 einen Vorstoss (11.418), der leider an einer unheiligen Allianz aus Linke und SVP scheiterte. Nun wird die Pflegeinitiative im Parlament behandelt. Der Handlungsbedarf bleibt gross. Aus Sicht der FDP braucht es aber keine Verfassungsänderung. Deshalb setzt sich die FDP für einen Gegenvorschlag ein, der eine Ausbildungsoffensive sowie eine Aufwertung des Pflegeberufs vorsieht: Zur Vernehmlassung.